Entspannung – aber wie?

Suchst du einen solchen Ort, an dem du endlich mal entspannen kannst – so richtig entspannen kannst? Einen solchen Ort wirst du im Außen nicht finden, wenn du nur rein äußerlich Entspannung suchst. Klar, die Örtlichkeit kann dich unterstützen aber wirkliche Entspannung findest du nur in dir selbst.

Was ist eigentlich Entspannung? Ist Entspannung ein mentaler Zustand, ein körperlicher oder Beides?

Huhn oder Ei – was war zuerst?

Wenn ich die Evolution betrachte und die Polyvagaltheorie von Stephen Porges mit einbeziehe, dann ist Entspannung ein körperlicher Zustand, der aus der Empfindung der Sicherheit heraus entsteht, wenn auf Nervenebene (von der Neurozeption) ausreichend viele Aspekte von Sicherheit erkannt werden und vor allem die Abwesenheit einer äußeren Gefahr. Dann erreiche ich hoffentlich die Homöostase – diesen Gleichgewichtszustand meines Organsystems, der Regeneration ermöglicht.

Abwesenheit von äußeren Gefahren – das ist aber für jeden Einzelnen offensichtlich immer etwas anderes. Sicherlich kann ich versuchen mir eine unbehagliche Situation schönzureden – die innere Empfindung bleibt. Meine Möglichkeiten der Einflussnahme auf die Empfindung einer Situation sind gering. 

Ich erzähle einmal kurz von mir: Als Musiker habe ich Konzerte. Konzerte waren früher für mich Zeiten größter Belastung. Wie dankbar wäre ich im Nachhinein, hätte ich damals schon alle Möglichkeiten gekannt und genutzt, die mich in dieser Belastungssituation hätten unterstützen können. So ist mittlerweile ein Kanon an Ritualen entstanden, der zu meiner Vorbereitung auf einen Auftritt gehört. Alle Bestandteile meines Ritualkanons zielen auf die Sicherheitsempfindung meines Körpers ab. Es sind grundlegende Aspekte, die ich in der Hand habe, deren Umsetzung leistbar ist.

  • Ich versuche meine Schlafenszeiten einzuhalten. 
  • Ich plane meine Essenszeiten – der Körper braucht zur rechten Zeit die richtige Nahrung. Wenn es Zeitprobleme gibt, nutze ich Nahrungsergänzung. 
  • Ich trinke jede Stunde mindestens ein halbes Glas Wasser. 
  • Ich beginne rechtzeitig mit einfachen Übungen, die meine Muskulatur lockern. Durch die Konzentration auf diese Übungen beruhigt sich mein Herzschlag. Atemübungen unterstützen dies. Auf jeden Fall übe ich nicht mehr bis zum letzten Moment. Das wäre auch mental problematisch. 
  • Ich suche rechtzeitig die Toilette auf – unter Belastung kann sich der Harndrang verstärken. 
  • Ich gehe möglichst noch einmal an die frische Luft.

Entspannung – vor allem in Stress-Situationen – kann nur entstehen, wenn mein Organismus hoffentlich optimal versorgt ist. Natürlich geht es um die regelmäßige stete Versorgung, will ich Homöostase erreichen. Ich muss meinen Körper gut im Blick haben. Sich in die Hängematte zu legen und zu warten, dass alles gut wird, funktioniert nicht. Wenn aus beruflichen Gründen der mentale Bereich übermäßig strapaziert wird, kann es aber z.B. keinen Sinn machen, auch noch den Körper zu überfordern.

Soll sich also Entspannung einstellen, habe deinen Organismus im Blick: Was führst du dir als Lebensmittel zu? Wann isst du? Trinkst du regelmäßig genug Wasser? Verbringst du ausreichend lange Zeiten an der frischen Luft? Tankst du genug Sonne? Welche Formen der körperlichen Bewegung nutzen dir wirklich?

Die Grundlage meines mentalen Gleichgewichts ist zunächst die biologische Zufriedenheit meines Organismus. Allerdings kann es da einen fatalen Teufelskreis geben, der eventuell unterbrochen werden muss. Ein Beispiel: Bin ich mental nicht im Gleichgewicht, habe ich einen erhöhten Energiebedarf – mein Körper verlangt verstärkt nach Zucker, nach schneller Energiezufuhr.

Da kann es Sinn machen sich beraten zu lassen.