Das „Social Engagement System“

Ich kann einem anderen Menschen friedvoll die Hand reichen, wenn ich mich sicher fühle. Mein Gegenüber muss genauso wie ich Signale der Sicherheit aussenden und empfangen. Die Grundlage dafür ist unsere grundsätzliche Sicherheitsempfindung – ich muss mich getragen fühlen – mein Gegenüber muss sich getragen fühlen. 

Nach Stephen Porges ist es die Neurozeption, die aufgrund einer Empfindung von Sicherheit das social engagement system freischaltet. Erst dann können die schnellen Nervenbahnen des Vagusnerves und der Nerven, die mit ihm gemeinsam den Vagus-Komplex bilden, die Muskeln aktivieren, mit denen Kommunikation effektiv wird: Dies sind die Muskeln für die Mimik, für unsere Augenbewegungen, für einen angenehmen und variablen Stimmklang oder für das Herausfiltern von Störgeräuschen im Gespräch. Dies ist z.B. auch der Herzmuskel, der dann einen variablen, anpassungsfähigen Herzschlag haben kann. 

Nur wenn diese, an der Kommunikation beteiligten, Muskeln in mir koordiniert arbeiten, bin ich bereit, die Empfindungen eines Mitmenschen zu erkennen. Durch den Nachvollzug der Muskelbewegungen meines Gegenübers bilde ich in mir einen Eindruck von dessen Gemütsbewegung ab. Erst dann bin ich empathisch.(Stichwort: Spiegelneuronen)

Soziale Interaktion kann für mich nur interessant bleiben, wenn ich durch eine entsprechende Hormonausschüttung belohnt werde. So wird soziale Nähe gefördert und die Grundlage für Lernen gelegt. Nur in einem solchen Kontext entstanden wird eine neue Erfahrung später im Schlaf als bedeutsam im Gehirn abgespeichert. 

Wird von der Neurozeption eine Situation als nicht sicher empfunden und aktiviert die Neurozeption in der Konsequenz den Sympathikus für Kampf oder Flucht oder gar den Reptilien-Parasympathikus für das Totstellen, verhärten sich diese Muskeln oder erschlaffen. Soziale Interaktion wird dann schwierig oder gar unmöglich.